Welterbe Pfahlbauten

Roseninsel: Welterbestätte DE-BY-03

Gemeinde Feldafing/Gemeindefreies Gebiet, Landkreis Starnberg

Die Fundstelle

Die Roseninsel liegt vor dem Westufer des Starnberger Sees und ist von einer ausgedehnten Flachwasserzone umgeben. In Zeiten niedriger Pegelstände fielen diese Areale zeitweilig trocken und wurden daraufhin besiedelt, was zahlreiche archäologische Befunde unter Wasser in Form von hölzernen Palisaden, Pfostenstellungen, liegenden Bauhölzern und auch Kulturschichten belegen. Zusammen mit der jungneolithischen Pfahlbaustation von Kempfenhausen stellt die Roseninsel den einzigen Beleg für die Existenz prähistorischer Seeufersiedlungen in den bayerischen Voralpen dar. Bei Niedrigwasserständen ließ der Starnberger Landrichter Sigmund von Schab 1864/65 und 1873/74 Grabungen im Litoral der Insel unter feuchtbodenspezifischen Bedingungen durchführen. Seine Maßnahmen markierten den Beginn der Erforschung der Roseninsel und der bayerischen Pfahlbauforschung im Allgemeinen. Seither wurde die Insel allerdings erst in wenigen Ausschnitten untersucht.

Besiedlungsphasen

Einzel- und Lesefunde deuten darauf hin, dass die Roseninsel in verschiedenen Epochen des Neolithikums und der nachfolgenden Metallzeiten besiedelt war. Die ältesten Keramikfunde können dem südostbayerischen Mittelneolithikum (SOB, 4.600 v. Chr.) und der jungneolithischen Münchshöfener Kultur (4.300-3.900 v. Chr.) zugeschrieben werden. Blütezeiten erlebte die Insel allerdings in der Bronzezeit, genauer gesagt in der Übergangsphase von der frühen zur mittleren Bronzezeit im 17./16. Jh. v. Chr. und vor allem in der mittleren bis späten Urnenfelderkultur (11.- 9. Jh. v. Chr.), also ganz am Ende der Bronzezeit. Damit korrespondiert sie hervorragend mit der bronzezeitlichen Besiedlungsabfolge an den Seeufern rund um die Alpen.

Einzigartig, auch außerhalb Bayerns, sind hingegen eisenzeitliche Palisaden und Schwellrahmenkonstruktionen - Indizien für eine ebenerdige Ständerbauweise – aus den Gewässern vor der Nordostspitze der Roseninsel, wo sie seit dem Jahr 2002 erforscht werden. Die Baubefunde konnten der ausklingenden Hallstatt- bzw. frühen Latènezeit, also der Mitte des 1. Jt. v. Chr., zugewiesen werden. Damit repräsentieren sie die jüngsten Belege für prähistorische Seeufersiedlungen im gesamten zirkumalpinen Raum.

Schutz der Welterbestätte

Als unbewegliches Bodendenkmal ist die Roseninsel durch das Bayerische Denkmalschutzgesetz (BayDSchG) rechtsverbindlich geschützt. Die gesamte Pufferzone wird als archäologisches Vermutungsgebiet bzw. Nähebereich eines Bodendenkmals interpretiert und unterliegt zugleich dem Bayerischen Naturschutzgesetz (BayNatSchG), da sie ein Vogelschutzgebiet von besonderer Bedeutung (SPA) gemäß der Richtlinie 79/409/EWG des Europäischen Rates (EU-Vogelschutzrichtlinie) umfasst. Zudem ist der Starnberger See ein Ramsar-Gebiet von internationaler Bedeutung und Teil des Europäischen Ökologischen Netzes „Natura 2000“. An der Roseninsel ergänzen sich folglich Denkmal- und Naturschutz. Das Monitoring der Fundstelle erfolgt durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in Kooperation mit dem Eigentümer der Insel, der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.

Zeitstellung Neolithikum, Bronzezeit, Eisenzeit  
Daten Dendrodaten: 1061-900 v. Chr.
  C14-Daten: 2433±24 - 2308±23 BP cal.
Fläche Kernzone 15,16 ha
  mit Pufferzone: 34,3 ha
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