Welterbe Pfahlbauten

Pestenacker: Welterbestätte DE-BY-01

Gemeinde Weil, Landkreis Landsberg am Lech

Die Fundstelle

Die Siedlung von Pestenacker liegt in der feuchten Niederung des Loosbachs in der Nähe von Landsberg am Lech im westlichen Oberbayern. Auf rund 70 x 45 m Fläche haben sich dort - konserviert im Grundwasser - zahlreiche feuchtbodentypische Befunde erhalten. Im Zuge einer Begradigung des Bachbettes stieß man 1934 auf die ersten prähistorischen Holzbefunde. 1988 bis 1993 fand eine Forschungsgrabung im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms „Siedlungsarchäologie im Alpenvorland“ statt. Zwischen 2000 und 2004 wurde die Grabung schließlich durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege fortgeführt. Dabei barg man auch das bislang älteste textile Kleidungsstück Bayerns, einen so genannten Spitzhut aus Leinen, Eichenbaststreifen und Leder.

 

Am Fuße der Hochterrasse – ca. 25 m östlich der Feuchtbodensiedlung von Pestenacker wurde zudem eine mehrphasige, altheimzeitliche Filialsiedung im Mineralboden nachgewiesen. Erschlossen wurde dieses synchrone Dorf über einen Verbindungsweg zum Talrand. Zusammen mit der nur rund 500 m entfernten Nachbarfundstelle von Unfriedshausen (DE-BY-02), bildeten die Siedlungen von Pestenacker eine jungneolithische, altheimzeitliche Siedelkammer im Loosbachtal.

Besiedlungsphasen

Insgesamt ließen sich vier altheimzeitliche Besiedlungsphasen nachweisen. Das älteste Dorf bestand aus ca. 16 Häusern. Es existierte nur vier Jahre und wurde dann Opfer eines Schadfeuers. Unmittelbar anschließend wurde an Ort und Stelle mit dem Wiederaufbau begonnen. Diese baugleiche Folgesiedlung währte weitere 15 Jahre. Nach kurzer Unterbrechung kam es zu einer dritten Besiedlungsphase vor Ort. Für die schlecht erhaltene, jüngste Phase fehlen Daten. Den Siedlungsplatz umgab zu allen Zeiten ein Flechtwerkzaun, der innenseitig von einem rundum verlaufenden Weg begleitet wurde.

Siedlungsstruktur

Die Häuser in Pestenacker waren dreizeilig angeordnet. Ein rund 2,20 m breiter Hauptweg in Form eines dreilagigen Knüppeldamms zog sich von West nach Ost durch die Ansiedlung. Die meisten Gebäude waren als kleine, zweigeteilte Wohnstallhäuser mit Vorplatz konzipiert worden. Es handelte sich fast ausnahmslos um Pfostenbauten, die in der Regel ein zweilagiges Fundament mit Astbett und aufgebrachter Weichholzlage aufwiesen. Bedeckt wurde das Fundament mit 1-2 cm dicken Estrichlehmen, die öfters ausgebessert oder erneuert werden mussten. Die Hauptfeuerstellen der Häuser konnten teilweise als Kuppelöfen identifiziert werden.

Schutz der Welterbestätte

Als unbewegliches Bodendenkmal ist die Fundstelle Pestenacker durch das Bayerische Denkmalschutzgesetz (BayDSchG) rechtsverbindlich geschützt. Die Pufferzone wird dabei als archäologisches Vermutungsgebiet und Nähebereich eines Bodendenkmals interpretiert. Durch die Lage der Fundstelle in einem Feuchtbiotop gilt zudem das Bayerische Naturschutzgesetz (BayNatSchG). Das Monitoring der Fundstelle erfolgt durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

Zeitstellung Jungneolithikum (Altheimer Kultur)  
Daten Dendrodaten: 3495–3491 v. Chr., 3491–3476 v. Chr.,
    3457 v. Chr.
  C14-Daten: 3495–3481 BC cal.
Fläche Kernzone 0,57 ha
  mit Pufferzone: 3,66 ha
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