Aktuelles

Neue Dauerausstellung - 15´000 Jahre Leben am See

Thema Religion: Gaben an die Götter

Thema „Textil"

Thema: "Siedlung Forschner"- eine Burg im Moor

(Bad Buchau) – Modern inszeniert und zeitgemäß gestaltet – so werden in der Dauerausstellung des Federseemuseums „15´000 Jahre Leben am See“ wieder lebendig: „Großes Kino“ auf 500mAusstellungsfläche in einem beachtenswerten Museum, das immer wieder für Aufsehen sorgt. 

Wer hierher an den Federsee kommt, befindet sich in einer wahren Fundgrube oberschwäbischer Archäologie und einem „hotspot“ siedlungsarchäologischer Forschung in Europa. Denn der feuchte Moorboden hat es in sich: Er ist das perfekte Konservierungsmittel für Dinge, die man im täglichen Leben braucht ... praktisch ohne Verfallsdatum, über Jahrtausende hinweg. Und genau das macht die Einzigartigkeit und die Qualität der Funderhaltung im Federseeried aus; ein Alleinstellungsmerkmal, das kaum eine andere Region in Deutschland zu bieten hat. 

So kommt es nicht von ungefähr, dass vier Pfahlbausiedlungen am Federsees seit 2011 den begehrten UNESCO-Welterbe-Titel tragen. Und dieses UNESCO-Label verpflichtet. Daher liegt es auf der Hand, dass die Prähistorischen Pfahlbausiedlungen den Schwerpunkt der neuen Ausstellung bilden. 

 

„Mit dieser außergewöhnlichen Funddichte in hervorragender Qualität und Vielzahl können wir mit den neuen Forschungsergebnissen der letzten Jahre ein exklusiv bestücktes „Schaufenster in das Welterbe“ bieten“ freut sich Museumleiter Ralf Baumeister bei der ersten Führung durch die neue Schau. 

 

Zunächst werfen wir jedoch einen weiten Blick zurück in die Zeit der letzten Gletscher und betrachten das Leben der Rentierjäger, die vor ca. 15.000 Jahren ihr Lager an der Schussenquelle aufschlugen, um Beute zu machen. Diese einzigartigen Funde zählen zu den ältesten Zeugnissen früher Besiedelung, die nach dem Rückzug des Eises für den Menschen erstmals in diesem Gebiet möglich war. 

 

Im Zeitraffer geht es weiter in die verschieden Siedlungen der Pfahlbauzeit: Der Streifzug führt von den ältesten Haufendörfern mit ihren unregelmäßig angelegte Häuserzeilen über die gut organisierten Straßendörfer der späten Jungsteinzeit bis zu den bronzezeitlicher Burgen im Moor – Ausdruck von Stärke, Macht und Reichtum ihrer Bewohner! 

 

Dank intensiver Ausgrabungs- und Forschungsarbeit sind inzwischen weit über 20 Pfahlbausiedlungen am Federsee bekannt.  Vor allem die hier geborgenen organischen Materialien liefern ein Fundgut, dass detaillierte Einblicke in die Lebenswelt der damaligen Bewohner erlaubt. Und so präsentiert die neue Ausstellung mit einer Vielzahl neuer und herausragender Funde ein überaus facettenreiches Bild aus vielen tausend Jahren Leben am See:

 

Die sensationellen, am Federsee gefundenen Räder geben Aufschluss über die Anfänge der Verkehrsgeschichte:  Von einfachen Karren, die bereits vor 5000 Jahren über Bohlenwege rumpelten bis zu  den vierrädrigen Pferdewagen, mit denen große Lasten und Waren über weite Strecken transportiert wurden - und damit zu den Vorläufern unseres heutigen Fernverkehrs zählen.  

 

Und was die raren Funde aus Bast und einmaligen Stoff- und Gewebepartikel aus Lein preisgeben, liest sich wie ein exquisiter Modekatalog zur Stilentwicklung über 4000 Jahre hinweg: Bestand die Bekleidung zunächst aus Leder und Gehölzbast von Linde oder Eiche, stand mit dem großflächigen Anbau von Faserlein ein neuer und begehrter Rohstoff für die Textilherstellung zur Verfügung. Die extrem feinen, auf Webstühlen hergestellten Stoffe zählen zu den Kostbarkeiten der Ausstellung. Dazu brachten archäologische Ausgrabungen völlig unerwartete Ergebnisse ans Tageslicht: Bereits vor 5000 Jahren waren am Federsee offenbar ganze Dorfgemeinschaften auf den Anbau und die Verarbeitung von Lein spezialisiert. Erst in der Bronzezeit wurde dieser Boom gebrochen; mit der Zucht von Wollschafen standen erstmals Tiere zur Verfügung, die neben Fleisch und Milch auch Rohmaterialien für die Textilherstellung lieferten.

 

Die vielen, in der Ausstellung gezeigten„Importfunde“ betonen den exponierten Standort des Federsees: Mit seiner Lage an der europäischen Wasserscheide und seiner Anbindung an die beiden großen europäischen Flusssysteme über die Donau nach Osteuropa und über die Schussen, den Bodensee und den Rhein nach Süden und Westen war der Federsee ein Verkehrsknotenpunkt par excellence für ein europaweites Handelsnetz. Und das bereits vor 6000 Jahren.

 

Wie es um die Ernährung und die Krankheiten unserer Vorfahren stand, verraten ganz menschliche Bedürfnisse: denn in den archäologischen Fundschichten haben sich selbst Fäkalien von Menschen und Tieren erhalten, die auch Einblick in die hygienischen Zustände und Aufschluss über die Sauberkeit in  damaliger Zeit geben. 

 

Einzigartig ist eine jüngst entdeckte Totenmaske am Federsee, von der es nur drei weitere ähnliche Fundobjekte in ganz Europa gibt. So außergewöhnlich wie sensationell auch deshalb, weil sie eine der seltenen Zeugnisse aus der frühen Glaubenswelt der Jungsteinzeit darstellt. Sie gehört in die Frühphase der Pfahlbauzeit und offenbart einen Ahnenkult, der augenscheinlich fester Bestandteil religiöser Riten und Feste war. Mit bemerkenswerten Exponaten zur Götterverehrung in der Bronzezeit erreicht die Spiritualität des Menschen ihren Höhepunkt im Glauben an nur einen Sonnengott und führt uns damit zu den Wurzeln unserer eigenen Religion. 

 

Das Federseegebiet birgt eine außergewöhnliche Geschichte. Das Federseemuseum macht sie sichtbar in seiner Dauerausstellung zu 15.000 Jahren Leben am See. 

 

Weitere Infos: Federseemuseum Bad Buchau 

Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg

Öffnungszeiten: bis 1. Nov. tägl. von 10 bis 18 Uhr 

ab 2. Nov. bis Ende März nur sonn- und feiertags von 10 – 16 Uhr. 

Kontakt:  Tel.  07582/8350, info@federseemuseum.de

www.federseemuseum.de

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